Der Mordfall um den achtjährigen Fabian aus Güstro ist längst zu einem nationalen Albtraum geworden. Eine Kette von schrecklichen Zufällen, grausamen Details und tiefem Verrat hat Deutschland in Atem gehalten.
Doch gerade als die Ermittlungen in eine Phase des zähen juristischen Schweigens eintraten, durchbrach eine Stimme die Stille: Rafaela J., eine enge Freundin der Mutter Dorina L., trat an die Öffentlichkeit und verkündete einen Satz, der alles verändern könnte: „Ich weiß, wer es war!“.

Die Brisanz ihrer Aussage ist kaum zu überbieten, denn Rafaela J. geht noch weiter. Mit einer schier unfassbaren Selbstsicherheit verkündet sie: „Der Fall wird bald gelöst.“.
Diese Ansage, die nur in den seltensten Kriminalfällen von einer dem Opfer so nahen Person gemacht wird, stellt die Ermittler unter massiven Druck, schürt die Erwartungen der Öffentlichkeit und konfrontiert die Hauptverdächtige, Gina H., mit einer neuen Realität, die ihr juristisches Schweigen zur Farce machen könnte.
Wer ist diese Frau, die so selbstsicher auftritt? Und welche Informationen besitzt sie, die ihr diese absolute Gewissheit geben?
Das unerträgliche Gewicht des Vertrauens: Fabians letzter Weg
Um die Wucht von Rafaela J.s Aussage zu verstehen, muss man sich die unfassbare Grausamkeit und die tiefen Verstrickungen des Falles vor Augen führen. Fabian, ein achtjähriger Junge aus Mecklenburg-Vorpommern, verschwand am 10. Oktober spurlos.
Seine Mutter, Dorina L., meldete ihn noch am selben Abend als vermisst, misstrauisch geworden, weil Fabians Handy, welches kein Kind freiwillig zurücklässt, noch im Haus lag.
Vier Tage voller quälender Ungewissheit folgten, die Suche führte Spürhunde und Ermittler durch verwirrende Spurenlagen, vom Omnibusbahnhof in Güstro bis hin zu einem Waldgebiet. Dann, am 14. Oktober, die entsetzliche Nachricht: Fabians Leiche wurde an einem abgelegenen Tümpel bei Klein Upahl entdeckt. Das Schockierende: Der kleine Körper war verbrannt.
Jemand hatte versucht, die Leiche anzuzünden, um Spuren zu verwischen. Die Obduktion bestätigte, was alle befürchtet hatten: Fabian wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, mutmaßlich mit einem Messer.
Der Fundort war, wie die Ermittler schnell feststellten, nicht der Tatort. Fabians Leiche musste transportiert werden. Das allein zeugt von einer unfassbaren Kaltschnäuzigkeit und Planung.
Was diesen Fall von Anfang an so komplex und brisant machte, ist die Rolle der Finderin. Die Person, die Fabians Leiche an diesem abgelegenen Tümpel entdeckte, war keine zufällige Spaziergängerin. Es war Gina H. – die Ex-Freundin von Fabians Vater.
Ein Ort, der, wie eine Freundin der Familie es formulierte, kein typischer Spaziergängerweg ist und an dem Autos Gefahr laufen würden, stecken zu bleiben. Gina H. behauptete, sie sei mit einer Freundin und Hunden zufällig dort gewesen, weil sie frische Luft gebraucht habe.
Zufällig? Die Geschichte war von Anfang an durchzogen von Fragen.
Am 6. November erfolgte der Paukenschlag: Früh morgens stand die Polizei vor dem Haus von Gina H. in Reimershagen. Festnahme, Durchsuchung, Haftbefehl wegen dringenden Mordverdachts. Seitdem sitzt Gina H. in Untersuchungshaft und schweigt zu allen Vorwürfen.
Die Stimme des Verrats: Rafaela J.s kalkulierte Offenbarung
Mitten in dieser Phase der Ermittlungen tritt Rafaela J. an die Öffentlichkeit. Als enge Freundin der Familie ist sie täglich an der Seite von Fabians Mutter und teilt deren Leid. Doch ihre Aussage ist keine emotionale Klage, sondern eine kalkulierte, beinahe prophetische Ansage.
Rafaela J. sagt, sie sei sicher, dass der Mord an Fabian bald aufgeklärt wird. Sie begründet dies damit, dass die Ermittler „dem Ganzen schon ganz nah“ seien.
Die entscheidende Frage: Entstammt diese Gewissheit einem Bauchgefühl und dem Wunsch nach Gerechtigkeit, oder hat sie tatsächlich vertrauliche Informationen aus dem Umfeld der Ermittlungen erhalten? Wäre Letzteres der Fall, würde ihre Aussage tatsächlich den unmittelbaren Durchbruch signalisieren.

Doch Rafaela J. geht weiter und kommentiert die juristische Strategie der Verdächtigen. Sie glaube, dass Gina H. weiter schweigen wird. Aber, so die scharfe Schlussfolgerung, „mit dem Schweigen wird sie nicht weiterkommen“.
Diese starke Aussage impliziert, dass die Beweislage so erdrückend ist, dass ein Geständnis gar nicht nötig ist. Die Ermittler hätten genug in der Hand, um Gina H. auch ohne ihre Aussage zu überführen. Ob Rafaela J.
tatsächlich Einblick in die Beweislage hat oder diese Aussage aus tiefster, emotionaler Überzeugung trifft, bleibt offen. Doch ihre Selbstsicherheit beeinflusst die öffentliche Meinung massiv und setzt die Justiz unter enormen Druck, dieses Versprechen der baldigen Lösung einzulösen.
Die tödliche Falle: Das Geheimnis des „zweiten Zuhauses“
Die wohl schockierendste Enthüllung von Rafaela J. betrifft den tödlichen Verrat des Vertrauens. Sie spricht über die Zeit unmittelbar nach Fabians Verschwinden und enthüllt die anfänglichen Überlegungen der Mutter: Fabians Mutter habe schon damals gerätselt, ob Gina H. den Jungen abgeholt haben könnte.
Der Grund ist zutiefst tragisch: Gina H. war die einzige Person, zu der Fabian ohne zu zögern ins Auto gestiegen wäre.
Ein achtjähriger Junge, der weiß, dass er nicht zu Fremden ins Auto steigen darf, hätte bei Gina H. „ohne nachzudenken, ohne zu zögern“ gehandelt, weil sie ihm vertraute, weil sie für ihn wie Familie war.
Die Anwältin der Mutter hatte es zuvor ähnlich formuliert: Für Fabian war das Haus von Gina H. eine Art „zweites Zuhause“.
Dieses tiefsitzende Vertrauen, das auch nach der Trennung der Erwachsenen bestehen blieb, könnte dem Jungen zum Verhängnis geworden sein, wenn man der Theorie der Ermittler folgt. Fabians Mutter verwarf den Verdacht zunächst, da sie annahm, Gina H.
hätte Bescheid gesagt, wenn sie Fabian mitgenommen hätte – ein weiterer Akt des tiefen, tragischen Vertrauens.
Bestätigt sich der Verdacht, dass Gina H. die Täterin ist, so ist dies ein Vertrauensbruch von unvorstellbarem Ausmaß – die Tötung eines Kindes, das seinem Mörder bedingungslos vertraute.
Indizien gegen die Freiheit: Die Beweismittel im Fokus
Während Gina H. in Untersuchungshaft schweigt, konzentrieren sich die Ermittler auf handfeste Beweismittel. Rafaela J.s Aussage, es gäbe „viele Indizien und Beweise“, muss sich an den Fakten messen lassen, die aus Ermittlerkreisen bekannt wurden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass das Fahrzeug eine zentrale Rolle beim Transport von Fabians Leiche spielte. Im Zentrum steht hierbei der auffällige Ford Ranger, ein orangebräunlicher Pickup, der bei der Durchsuchung von Gina H.s Wohnhaus beschlagnahmt wurde.
Die Polizei sucht dringend nach Dashcam-Aufnahmen und Zeugen, die den Wagen am Tag des Verschwindens in der Nähe von Güstro oder auf dem Weg zum Fundort bei Klein Upahl gesehen haben.
Ein weiteres, potenziell extrem wichtiges Detail ist der verkohlte Handschuh. Kurz nach der Festnahme von Gina H. übergab eine Spaziergängerin einem Kamerateam einen verkohlten Lederhandschuh, gefunden etwa 100 Meter vom Fundort der Leiche entfernt. Die Kriminaltechnik untersucht diesen Handschuh auf DNA-Spuren, Fasern und Rückstände von Brandbeschleuniger.
Könnte dieser Handschuh der entscheidende Beweis sein, der Gina H. direkt mit der Tat in Verbindung bringt und ihr Schweigen bricht?
Zusätzlich geriet Gina H. in den Fokus, weil sie im frühen Ermittlungsverfahren, als sie noch Zeugin war, widersprüchliche Aussagen machte. Diese Widersprüche sind für die Ermittler ein klassisches Warnsignal und ein entscheidender Punkt für die Rechtfertigung des Haftbefehls.
Das Rechtsstaat-Dilemma: Die Angst vor der Freilassung
Die Tragik des Falles ist die Zerreißprobe zwischen Emotion und Rechtsstaat. Rafaela J. enthüllt die größte Angst der Familie: „Unsere größte Angst ist, dass sie wieder rauskommt.“.
Diese Angst ist zutiefst menschlich. Die Vorstellung, die mutmaßliche Mörderin des eigenen Kindes könnte freigelassen werden, bevor ein Urteil gefällt ist, ist unerträglich. Doch hier trifft die emotionale Gewissheit der Angehörigen auf die Grundpfeiler des Rechtsstaats: die Unschuldsvermutung.
Jeder Mensch ist unschuldig, bis seine Schuld vor Gericht, mit Beweisen, nach einem fairen Verfahren bewiesen ist. Egal wie stark der Verdacht ist oder wie überzeugt die Familie ist – Gina H. ist rechtlich gesehen unschuldig, bis ein Gericht etwas anderes feststellt.
Das ist die Herausforderung, die die Ermittler derzeit meistern müssen. Sie brauchen stichhaltige Beweise, die vor Gericht standhalten, nicht nur Indizien, wie Gina H.s Anwalt, Andreas Om, betont.
Die notwendige Sorgfalt, Gründlichkeit und Zeit, die dafür erforderlich ist, steht im krassen Gegensatz zur Verzweiflung der Mutter, die sich nach fünf schmerzhaften Vernehmungen durch die Polizei alleingelassen fühlt.
Die Zeit bis zur Anklage kann bis zu sechs Monate dauern. Für die Familie fühlt sich diese Zeit an wie eine Ewigkeit. Rafaela J.s öffentliche Aussage ist somit auch ein Hilferuf – der Versuch, der Familie eine Stimme zu geben und zu sagen: Wir glauben, dass Gerechtigkeit kommt.
Wir geben nicht auf..
Die Aussage „Ich weiß, wer es war!“ ist daher nicht nur eine Behauptung, sondern ein Countdown. Der Fall Fabian steht an einem Punkt, an dem das Puzzle entweder bald zusammengefügt wird, wie Rafaela J. verspricht, oder an dem die Ungewissheit noch lange anhalten wird.
Die Wahrheit ist oft komplexer, als wir denken, aber vielleicht ist der Moment der Wahrheit nun doch näher, als die lange juristische Stille vermuten lässt.