Tief im Himalaya, wo der Mount Everest wie ein unerbittlicher Koloss emporragt, liegt ein Ort, der Millionen Menschen fasziniert: das Regenbogental. Mit seinen leuchtenden Rot-, Gelb- und Grüntönen, die die Felsen wie eine göttliche Leinwand bemalen, wird dieser Ort als das romantische Geheimnis des höchsten Berges der Welt angepriesen. Touristen und Bergsteiger träumen davon, seine Schönheit in perfekten Fotos festzuhalten und sie mit verträumten Filtern in den sozialen Medien zu teilen. Doch hinter dieser idyllischen Fassade verbirgt sich eine erschreckende Wahrheit, die nur wenige auszusprechen wagen: Wir wurden jahrzehntelang getäuscht. Das Regenbogental ist nicht nur ein visuelles Paradies; es ist ein stiller Friedhof, wo Bergsteiger spurlos verschwinden und ihre Seelen für immer in Everests eisigem Griff verloren gehen.

Alles begann in den 1950er-Jahren, als die ersten kommerziellen Everest-Expeditionen dieses Tal inmitten des Gletscherchaos als „farbenfrohe Oase“ bezeichneten. Einheimische Sherpa-Führer beschrieben es voller Ehrfurcht und lockten Abenteurer, die sich nach einem mystischen Erlebnis sehnten. Reiseveranstalter priesen es als Höhepunkt jeder Besteigung an: einen Ort, an dem der Stress des Aufstiegs angesichts eines Naturschauspiels wie aus einem Märchen verfliegt. „Es ist ein Geschenk der Götter an die Mutigen“, verkündeten die Broschüren. Millionen von Dollar wurden in Werbekampagnen investiert, die es als den ultimativen romantischen Ort präsentierten, perfekt für Heiratsanträge oder virale Selfies. Doch was, wenn diese Erzählung nur ein Vorwand war, um etwas weitaus Unheimlicheres zu verbergen?
Jüngste Untersuchungen, basierend auf Zeugenaussagen von Überlebenden und lange vergessenen Dokumenten, zeichnen ein beunruhigendes Bild. Das Regenbogen-Tal, auf etwa 5.500 Metern Höhe an der Südroute zum Mount Everest gelegen, ist nicht zufällig zugänglich. Seine Farben stammen von oxidierten Mineralien wie Eisen und Kupfer, die ständiger Erosion ausgesetzt sind. Doch ebendiese instabile Geologie erzeugt unvorhersehbare Lawinen und Gletscherspalten, die unter dünnen Schneeschichten verborgen liegen. Bergsteiger, die die Hauptroute verlassen, um die Landschaft zu bewundern, geraten oft in tödliche Fallen. Laut Angaben der Himalayan Guides Association sind in diesem Gebiet seit 1990 mindestens 47 Menschen verschwunden – eine Zahl, die die offiziellen Statistiken der nepalesischen Regierung bei Weitem übersteigt.

Einer der eindrücklichsten Fälle ist der von David Sharp, einem britischen Bergsteiger, der 2006 den Solo-Aufstieg versuchte. Sharp, bekannt für seine unerschütterliche Entschlossenheit, machte im Regenbogental Halt, um sich auszuruhen und die schillernden Farben des Sonnenuntergangs zu fotografieren. „Es war, als riefe mich der Berg mit dem Versprechen ewigen Friedens“, schrieb er in sein letztes Tagebuch, das Jahre später von einem Rettungsteam geborgen wurde. Doch dieser Frieden schlug in eine Tragödie um. Sharp erlitt nach einem plötzlichen Sturm schwere Unterkühlung und wurde von vorbeiziehenden Gruppen, die ihre eigenen Gipfelbesteigungen priorisierten, im Stich gelassen. Sein Leichnam wurde nie gefunden; er reihte sich ein in die Hunderte von Seelen, die erfroren auf dem Mount Everest liegen und nur selten sichtbar werden, wenn der Wind den Schnee verweht.
Ein weiteres berührendes Zeugnis stammt von Mingma Sherpa, einem erfahrenen Bergführer mit über 20 Everest-Besteigungen. In einem Exklusivinterview für diesen Bericht gesteht Mingma: „Das Regenbogental ist eine Falle, die sich als Schönheit tarnt. Ich habe dort begeisterte Touristen posieren sehen, die die Gletscherspalten, die wie aufgerissene Mäuler klafften, völlig ignorierten. 2019 verlor ich einen japanischen Kunden, der unbedingt zelten wollte, um den Sonnenaufgang über dem Regenbogen zu erleben. Er verschwand in der Nacht; wir fanden seinen Rucksack nur noch am Rande eines Abgrunds.“ Mingma, dessen Familie seit Generationen Expeditionen leitet, warnt davor, dass Agenturen solche Vorfälle verschweigen, um weiterhin Kunden zu gewinnen. „Wir werden für den Traum bezahlt, nicht für die Realität“, fügt er mit zitternder Stimme hinzu.

Unweigerlich drängt sich die morbide Frage auf: Warum hält sich diese Täuschung so hartnäckig? Experten für Abenteuertourismus weisen darauf hin, dass das Rainbow Valley Millionenumsätze generiert. Klettergenehmigungen kosten bis zu 11.000 US-Dollar pro Person, und Pakete mit „exklusiven Besuchen“ im Tal verdoppeln diesen Betrag. Plattformen wie Instagram und TikTok verstärken die Illusion mit bearbeiteten Videos, die die Gefahren verschweigen. Der nepalesische Influencer Pasang Lhamu gab in einem Podcast zu: „Ich habe Fotos vom Tal gepostet, als wäre es ein Paradies, aber ich wusste insgeheim von Freunden, die nie zurückkehrten. Das ist der Preis für virale Aufmerksamkeit.“ Sein Geständnis findet Widerhall in einer Branche, in der Sicherheit für Likes geopfert wird.
Nicht nur professionelle Bergsteiger fallen der Gefahr zum Opfer. 2023 wählte das amerikanische Flitterwochenpaar Alex und Emily Thompson das Tal für ein romantisches Fotoshooting. „Wir wollten eine bleibende Erinnerung“, schrieb Emily vor ihrer Abreise in ihrem Blog. Während sie posierten, wurden sie von einer Lawine verschüttet; ihre Leichen tauchten 2024 teilweise wieder auf, konserviert im Eis wie moderne Mumien. Ganze Familien verklagten Reiseveranstalter wegen fahrlässiger Warnungen. Ein Bericht der Vereinten Nationen zum nachhaltigen Tourismus im Himalaya stufte das Regenbogental als „unterschätztes Hochrisikogebiet“ ein und empfahl dessen vorübergehende Schließung.

Doch der Berg gibt nicht alle seine Geheimnisse preis. Drohnenexpeditionen haben verstörende Bilder aufgenommen: zurückgelassene Ausrüstung, einzelne aus dem Schnee ragende Stiefel, Formen, die menschliche Überreste sein könnten. Klimaforscher prognostizieren, dass die globale Erwärmung in den kommenden Jahren weitere Leichen freilegen und das Tal in ein makabres Freilichtmuseum verwandeln wird. Wie viele verlorene Seelen liegen dort verborgen und warten darauf, entdeckt zu werden? Die Antwort könnte unsere Sicht auf den Mount Everest für immer verändern.
Letztendlich lehrt uns das Regenbogental eine bittere Lektion: Die Natur verklärt nicht; sie verschlingt. Solange Agenturen Illusionen verkaufen, werden immer mehr Namen auf der Liste der Vermissten stehen. Mingma Sherpa bringt es perfekt auf den Punkt: „Der Berg lügt nicht; wir schmücken ihn mit Lügen aus.“ Wer ihn besteigen will, sollte sich nicht von Postkarten blenden lassen. Der wahre Everest ist keine Tapete; er ist ein unerbittlicher Jäger, der sich zurückholt, was ihm gehört. Und in seinem Tal der Farben flüstern verlorene Seelen Warnungen, die der Wind verweht und nur das Echo dessen zurücklässt, was hätte sein können.